Folgende Themen kommen in der Pfarrverfassung zur Sprache: Schöpfungsverantwortung, Umgang mit Ausgetretenen, Verhältnis zu Muslimen, Ökumenische Thesen, Thesen einer offenen Kirche, Liturgie, Kranke und Gemeinde, Kinder und Jugendliche, Kommunikation intern und extern, Ethos im Umgang mit Tod und Begräbnis, Europa.

PFARRVERFASSUNG

Warum es eine solche Pfarrverfassung überhaupt braucht?

Das Wort „Verfassung“ steht derzeit nicht besonders hoch im Kurs, wenn man die unsäglichen Diskussionen um die EU-Verfassung denkt.

Trotzdem oder gerade deswegen haben wir uns als Pfarre entschlossen, wichtige Bereiche unserer Pastoral in einer Art Verfassung niederzuschreiben. Diese Verfassung sehen wir als eine Selbstverpflichtung für die Zukunft des Glaubens und der Kirche, besonders hier in unserem Ort Pinsdorf, in dem wir leben, glauben, hoffen und lieben. Es soll damit ein Diskussionsprozess angeregt werden; diese Verfassung versteht sich als etwas Offenes, denn viele Bereiche der Pastoral unterliegen einem Wandel, einem dynamischen, vom Geist Gottes geleiteten Prozess. 

Für diesen Zukunftsprozess erscheinen uns als Pfarre folgende 10 Punkte wichtig:[1]

[1] orientiert an Überlegungen des Dekanates Weiz

 

1. Aufbruch geschieht aus der Kraft der Vision.
Das Senfkorn ist das kleinste von allen Samenkörnern. Ist es aber gesät, wächst es höher als viele andere Gewächse. Wenn Geist und Motivation stimmen und wenn die Vision wahr ist, dann kann von ganz wenigen Großes ausgehen.
 
2. Quelle des Aufbruchs sind spirituelle Erfahrungsräume.
Gott ist es, der seine Kirche baut. Die wichtigsten Bausteine sind Menschen, die Gott seiner Kirche hinzufügt. Dazu braucht es Gott-Erfahrene Menschen, Orte und Räume, wo Menschen auf die Spuren Gottes kommen können.
 
3. Quelle des Aufbruchs sind Netze der Solidarität.
Die Kirche muss sich, aus dem Evangelium heraus, leidenschaftlich auf die Seite der Schwachen in unserer Gesellschaft stellen. Dies erfordert konkretes, solidarisches Tun. Überall, wo es um die brennenden, sozialen Fragen der Zukunft geht, muss Kirche vor Ort sein.
 
4. Aufbrüche geschehen durch konziliare Prozesse.
Das hierarchische Prinzip in der Kirche muss mit dem konziliaren in Gleichklang kommen. Konziliare Prozesse auf allen Ebenen der Kirche sind die Methode, wie Kirche heute ihren Weg durch die Zeit finden kann.
 
5. Erneuerung geschieht in der Öffnung zur Welt.
In einem selbstbewussten Dialog mit der Welt geschieht Erneuerung. Der Umgang z. B. mit Medien oder die Auseinandersetzung mit moderner Kunst sind Zeichen von „aggiornamento“. Das Zugehen auf die Welt ist ein wichtiges Prinzip.
 
6. Eine neue Gestalt von Kirche ereignet sich besonders als Sammlungsbewegung an den Rändern der Kirche.
Es braucht neue Kräfte von Außen. Neues und Innovatives geschieht oft durch Menschen, die mit ihrem Blick von Außen Verfestigtes besser erkennen. Im Rahmen einer Kommunikationspastoral sind neue Wege zu gehen.
 
7. Es ist die Stunde der Laien, besonders die der Frauen.
Der Übergang zu einer mündigen Kirche des Volkes verlangt den "wirklichen" Laien. Weder Klerus noch "beamtete" Laien werden dabei die entscheidende Rolle spielen. Laien, die mit ihrer Berufung mitten in der Welt stehen, werden zuallererst diese neue Gestalt prägen. Frauen waren die ersten Zeuginnen der Auferstehung. Sie brachten die Botschaft vom Aufbruch. Auch heute kommt die Kraft aufzubrechen stark von den Frauen.
 
8. Leitung geschieht zunehmend in offenen, prozessorientierten Teams
Je lebendiger Gemeinden werden, desto wichtiger wird gut wahrgenommene Leitung. Effizient und gut zu leiten heißt zunehmend in offenen Teams zu arbeiten. Leitung besteht vor allem darin, Menschen mit ihren gottgegebenen Charismen zu finden, zu ermutigen und zu vernetzen. 
 
10. Aufbruch ist letztlich Geschenk
Wir wissen, das Wesentliche ist nicht machbar. Gott schreibt oft auf krummen Zeilen gerade. Durch das Mysterium von Bruch und Aufbruch hindurch vollzieht sich die neue Gestalt von Kirche.

 

Oktober 2008


 

Pfarre Pinsdorf

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